Bill Gates: Klimawandel. Ein Kommentar.

Zum neuen Buch von Bill Gates. 

Von Rolf Kaufmann, Senior Expert, DRI

 

William „Bill“ Henry Gates III., geb. 28. Oktober 1955 in Seattle, Washington, der Sohn eines wohlhabenden Rechtsanwalts und einer Lehrerin, gründete im Alter von 20 Jahren zusammen mit Paul Allen das erfolgreiche Unternehmen Microsoft. Dieses Unternehmen machte ihn zum viertreichsten Mann der Welt mit einem Vermögen von 144 Milliarden US-Dollar. Bereits mit Dreiundfünfzig - 2008 - zog er sich aus dem operativen Geschäft zurück und ist seither in der mit seiner Frau gegründeten Bill and Melinda Gates Founda-tion tätig, wo er sich vor allem im Kampf gegen Krankheit und Armut engagiert.

 

Sein neues Buch zeigt nun, wie intensiv er sich auch der Problematik des Klimawandels widmet: „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern. Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind.“ Piper-Verlag, München 2021. 320 Seiten.

 

Zu Beginn des Buches gesteht Gates, das Ausmass der Bedrohung durch den Klimawandel anfänglich unterschätzt zu haben. Mit gut Fünfzig belehrte ihn ein Gespräch mit zwei Klimaforschern eines Besseren. Seither ist er von der Dringlichkeit des Problems überzeugt und engagiert sich dementsprechend. Vor allem regt er die Entwicklung neuer und kostengünstiger Technologien an, die mithelfen, die Erderwärmung zu verzögern. Da sich der globale Strombedarf der Menschheit bis 2050 vermutlich verdoppeln oder gar verdreifachen wird, brauchen wir seines Erachtens auch Kernenergie.  Im Grossen und Ganzen ist Gates’ Klimabuch eine solide Zusammenfassung von Vorschlägen ausgewiesener Experten. Anregend ist es wegen seiner unternehmerisch-praktischen Ausrichtung besonders für Politiker und Unternehmer, im Hinblick auf die Zusammenarbeit von Forschung, Politik und Wirtschaft. Es verdient eine breite Leserschaft, die gewillt ist, die vielen Vorschläge umzusetzen.

 

Das DRI möchte noch auf eine Seite des Buches hinweisen, die diesem leider fehlt. Was nämlich ebenso nötig wäre wie Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel, sind Fortschritte bei der Überwindung jener Mentalität, die den Ursprung der drohenden Klimakatastrophe bildet: die positivistisch-materialistische Grundeinstellung, die unsere westlich geprägte Welt noch weitgehend beherrscht. Leider richtet Bill Gates sein Augenmerk nicht auf die Einstellung unseres Bewusstseins, welche die Katastrophe verursacht. Er versucht lediglich, die schädlichen Folgen dieser gefährlichen Mentalität zu lindern. Damit treibt er Symptom-Behandlung, anstatt dass er versucht, das Übel an der Wurzel zu packen. Der vorherrschende Positivismus und Materialismus scheint für ihn nicht in Frage zu stehen. Ein kurzes Kapitel über Verhaltensänderung  ist diesem Grundproblem bei weitem nicht angemessen.

 

Im Kampf gegen die Erderwärmung sind nicht nur technische Massnahmen erforderlich, sondern auch ein tief greifender Wandel der persönlichen Einstellung. Gefordert ist eine verantwortliche, umweltverträgliche Haltung der inneren wie der äusseren Natur gegenüber: ein Wandel unseres Bewusstseins.

 

Im Grunde will niemand, dass wir unseren Kindern eine unbewohnbare Welt hinterlassen. Wer nach dem Spruch lebt: „Après moi le déluge!“, verdient Bestrafung. Es gilt, das uns angeborene Verantwortungsgefühl für die Nachwelt zu aktivieren und vermehrt zu lernen, nachhaltig zu leben. Das ist heute nicht nur eine noble Geste, sondern unbedingt Pflicht.

 

Auch das Innere des Menschen muss sich weiter entwickeln, nicht nur die Technik und die Politik. Genau dafür setzt sich das DRI ein.

 

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