Dialog statt "Clash of Civilizations"

Prof. Dr. Alois Riklin, Politologe und ehem. Rektor, Universität St. Gallen (CH)

 

Nach wie vor geistert das Menetekel vom “Clash of Civilizations” durch die Lande, das der notorische Feindbilder-Produzent Samuel Huntington vor zwanzig Jahren in Umlauf brachte. In seinem Weltbild ist der Globus in acht religiös-kulturelle Grossregionen unterteilt. Indien erscheint in der simplen Wahrnehmung des Harvard-Professors beispielsweise als hinduistisch, obwohl dort 170 Millionen Muslime leben, mehr als in jedem anderen Land mit Ausnahme Indonesiens und Pakistans. Nach Nine Eleven profilierte er sich als Islam-Kritiker. Als in Europa im 18. Jahrhundert immer noch Anti-Judaismus, Anti-Islamismus und innerchristliche Konflikte das Zusammenleben der Menschen vergifteten, entwarf der humanistische Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing ein Gegenprojekt. In einer neuen Version der Ringparabel plädierte er für den friedlichen Wettbewerb von Judentum, Christentum und Islam durch gute Werke. Daran knüpft heute das “Projekt Weltethos” von Hans Küng an. Doch der Schweizer Theologe fordert über Lessing hinaus den respektvollen und selbstkritischen Dialog nicht nur zwischen den abrahamischen Religionen, sondern zwischen allen Weltreligionen sowie auch mit nichtreligiös begründeten Weltanschauungen. Grundlage soll ein Konsens gemeinsamer ethischer Werte sein; Ziel ist eine gerechtere und friedlichere Welt. Das “Projekt Weltethos” erweitert Lessing und kontert Huntington.

 

Weiter zum Artikel: Alois Riklin "Dialog statt Zusammenprall der Kulturen – Das Projekt Weltethos."

 

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